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EnergieRadar - Ausgabe 09/2025
Das aktuelle Energiebild:
> Erdgas in Österreich: Entwicklung des Verbrauchs und der Erzeugung im Inland

Grafik: EIW. Quelle: Statistik Austria, Bundesministerium für Finanzen (Österreichisches Montan-Handbuch 2024)
Die Grafik links zeigt, wie Erdgas seit 1970 zu einem immer wichtigeren Energieträger geworden ist: 1970 lag Österreichs Bruttoinlandsverbrauch bei 28,9 TWh, ein halbes Jahrhundert später waren es 85,1 TWh. Seit 2022 ist ein deutlicher Rückgang des Verbrauchs auf 67,9 TWh im Jahr 2024 zu verzeichnen. Dies ist nicht nur ein erfolgreicher Effekt von Klimaschutzmaßnahmen, sondern auch den überdurchschnittlich warmen Winter-temperaturen und sinkender Industrieproduktion geschuldet. Zwischen 2021 und 2023 ist die Zahl produzierender Betriebe um sechs Prozent zurückgegangen.
Die heimische Produktion von Erdgas deckte 1970 noch zwei Drittel des Inlandsverbrauchs ab. Spitzenjahr der Förderung war 1978 mit 24,9 TWh, dieser Wert ging 2024 auf 5,4 TWh zurück. Die laut Montan-Handbuch 2024 nachgewiesenen Reserven liegen bei 59,6 TWh – sie könnten nicht den aktuellen Jahresbedarf decken (Grafik rechts). Die potenziellen Gasreserven im oberösterreichischen Molln, deren Umfang noch nicht feststeht, sind hier nicht dargestellt.
Dass Erzeugung und Importe in einzelnen Jahren unter dem Inlandsverbrauch liegen können, ist den rund 100 TWh an Gasspeicher-Kapazität geschuldet. Die zuletzt vor allem in Richtung Osten stark gestiegenen Erdgasexporte sind hier nicht berücksichtigt.
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Industriestrompreis: Setzt der neue EU-Beihilferahmen die richtigen Akzente?
Mit dem Ende Juni präsentierten neuen EU-Beihilferahmen eröffnet die Europäische Kommission den Mitgliedsstaaten die Möglichkeit, übergangsweise gezielte Strompreisbeihilfen einzuführen. Wir haben die Details analysiert.
Ende Juni 2025 hat die Europäische Kommission einen neuen Beihilferahmen zum Deal für eine saubere Industrie angenommen. Der CISAF (Clean Industrial Deal State Aid Framework) vereinfacht die EU-Beihilferegeln mit dem Ziel, die Mitgliedsstaaten bei der Umsetzung des Clean Industrial Deals zu unterstützen. Neben anderen Maßnahmen werden im CISAF auch Rahmenbedingungen für die vorübergehende Förderung der Stromkosten energieintensiver Verbraucher festgelegt, um ihre globale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Mit diesen temporären Elektrizitätsbeihilfen eröffnet die europäische Kommission erstmals die Möglichkeit der Einführung eines (staatlich subventionierten) Industriestrom-preises unter engen Bedingungen.
Demnach können die Mitgliedsstaaten für einen Anteil von 50 Prozent des Stromverbrauchs eines Unternehmens – unabhängig von der Strombezugsquelle (Eigenerzeugung, Stromliefervertrag, Netzbezug) – einen Abschlag von maximal 50 Prozent auf den durchschnittlichen jährlichen Großhandelspreis der jeweiligen Stromgebotszone bewilligen. Der Preis darf allerdings mit der Beihilfe nicht unter 50 Euro pro Megawattstunde sinken, und die Unternehmen müssen 50 Prozent des erhaltenen Beihilfebetrages in Maßnahmen zur Dekarbonisierung investieren. Beihilfen- bzw. antragsberechtigt sind exportorientierte Betriebe, die im globalen Wettbewerb stehen und durch hohe Energiekosten gefährdet sind. Das neue Instrument zur Dämpfung der Stromkosten für energieintensive Unternehmen muss nun bei der Umsetzung in nationales Recht praxisnah und bürokratiearm ausgestaltet werden.
> Mehr zum Industriestrompreis
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Offene Punkte der Wärmewende in Österreich
Österreich will bis 2040 dekarbonisieren, im Wärmebereich tun sich jedoch noch einige Baustellen auf.
Für eine erfolgreiche Wärmewende fehlen in Österreich noch entscheidende Bausteine. Eine Analyse von EIW und AEE Intec für den Dachverband Energie-Klima zeigt: Zwar gab es bisher Fortschritte, in Österreich primär über Förderungen, jedoch ist die Budgetlage angespannt. Ende 2024 entstand eine Förderlücke beim Heizkesseltausch, das neue Budget bringt begrenzt Mittel. Förderprogramme werden aktuell überarbeitet.
Auf EU-Ebene sind die rechtlichen Vorgaben durch die Energieeffizienzrichtlinie, Erneuerbaren-Richtlinie und Gebäuderichtlinie bereits umfassend. Diese werden von der Erneuerbaren Branche positiv bewertet. Österreich hat die effiziente Umsetzung der Gebäuderichtlinie im Regierungs-programm verankert – ebenso wie das Erneuerbaren Ausbau-Beschleunigungsgesetz (EABG), das Genehmigungshürden abbauen soll. Die Umsetzung des EABG ist jedoch verzögert, die gesetzte Frist Sommer 2025 wird nicht halten.
Weitere zentrale Maßnahmen betreffen Mietrecht, Wohneigentumsrecht und Heizkostenabrechnungs-regelungen, um auch im Mietbestand Fortschritte zu ermöglichen. Die Branche fordert klaren politischen Führungswillen und ein umfassendes Maßnahmenpaket mit konkreten Zielen und Umsetzungs-schritten. Nur so lässt sich eine breite Beteiligung der Bevölkerung erreichen. >>
Neben dem Strombereich muss auch das Bewusstsein für die Wärmewende geschärft werden – sie macht einen erheblichen Teil des Energieverbrauchs aus. Politische Kontinuität, rechtliche Rahmen-bedingungen und verlässliche Förderungen (auch degressive Gestaltung wäre hier eine Möglichkeit) sind entscheidend für Vertrauensbildung bei Haushalten und Unternehmen.
Wichtige Bausteine sind außerdem Energieraumplanung, Dekarbonisierung der Fernwärme sowie die zunehmende Sektorkopplung. Power-to-Heat und Wärmespeicher bieten Flexibilität und entlasten das Stromsystem. Eine rasche, strategisch koordinierte Umsetzung aller Maßnahmen ist notwendig, um die Wärmewende erfolgreich voranzutreiben.
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Mobilität bewegt nachhaltigen Tourismus
In Österreich ist Tourismus ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor und auch Emittent. Global gesehen entfallen 75 Prozent der Treibhausgas-Emissionen aus dem Tourismus auf Verkehr. Initiativen und auch einzelne Betriebe setzen hier kreativ und wirksam den Hebel an.
Die direkte und indirekte Wertschöpfung der Tourismusbranche in Österreich lag 2023 bei rund 29,5 Mrd. Euro – das sind 6,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Bei den Beherbergungsbetrieben ist dabei der Energieverbrauch pro Nächtigung von 2008 bis 2019 um 54 Prozent gesunken: Investitionen in eine Verbesserung des Angebots für Gäste haben meist auch eine Optimierung des Energieverbrauchs mit sich gebracht – erstens um bei den laufenden Kosten konkurrenzfähig zu bleiben, zweitens wegen eines reichhaltigen Angebots an Förderungen für Umweltmaßnahmen, und nicht zuletzt auch deshalb, weil Umweltbewusstsein für Tourismusbetriebe als ein positiv besetztes Markenzeichen gilt. So erachten laut einer Studie von booking.com in Deutschland 76 Prozent Nachhaltigkeit beim Reisen für wichtig.
Die Tourismuswirtschaft kann durchaus eine Vorbildwirkung beim Klimaschutz einnehmen. Das EU-Projekt EE4HORECA, in dem das EIW der österreichische Partner ist, widmet sich der Treibhausgas-Reduktion von Hotellerie- und Gastronomiebetrieben entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Ganz wesentlich dabei ist die Anreise: Fünf Prozent der globalen CO2-Emissionen entfallen auf Tourismus (Tendenz steigend), 75 Prozent davon durch Verkehr.
Im Alpenraum reisen drei Viertel der Touristen mit dem Auto an, was mehr als die Hälfte der Emissionen ausmacht. 13 Prozent kommen mit dem Flugzeug und verursachen dabei 36 Prozent an Treibhausgas. Die CO2-Emissionen pro Person und Kilometer betragen bei einem Inlandsflug 730 Gramm, bei einem Diesel-Pkw 141 Gramm und mit der Bahn in Österreich lediglich 4 Gramm.
Die Attraktivierung des möglichst emissionsfreien öffentlichen Verkehrs ist also höchste Priorität für eine Verkehrswende im Tourismus. Regionale Initiativen wie auch einzelne Betriebe beweisen immer wieder, wie sich mit Innovationskraft ein Beitrag leisten lässt. Sie überwinden das Dilemma der letzten Meile, also den Weg zwischen Bahnhof und Unterkunft, beispielsweile mit einem (inzwischen vielfach elektrischen) Shuttle Service und bieten den Gästen für einen angenehmen Aufenthalt eine Palette an sanfter Mobilität – vom E-Bike über Netzkarten für den öffentlichen Verkehr bis hin zu flexiblen Shuttle-Fahrten.
Die Initiative Alpine Pearls hat sich dem autofreien Urlaub in den Alpen verschrieben und präsentiert Musterbeispiele Sanfter Mobilität in Italien, Slowenien, Österreich und Deutschland, so zum Beispiel die alpine Gemeinde Werfenweng: Sie bietet Touristen eine kostenlose Nutzung der regionalen öffentlichen Verkehrsmittel, von Shuttle-Services zu Bahnhof oder den Schipisten oder der lokalen Elektroauto-Flotte.
> EU-Projekt EnergyEfficiency4HORECA
> klimaaktiv: Wie wird meine Tourismusdestination nachhaltig mobil?
> Alpine Pearls. Autofreier Urlaub in den Alpen
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Energie erklärt: Was ist eine „Hellbrise“?
Die Hellbrise ist das Gegenstück zur Dunkelflaute im Stromsystem. Sie beschreibt einen Zustand, in dem zugleich starker Wind und viele Sonnenstunden verzeichnet werden. Die Folge ist ein Überangebot an Strom am Markt, das zuletzt auch immer mehr für negative Strompreise verantwortlich ist: Das heißt, der Erzeuger zahlt dafür, dass der Strom aus dem Netz entnommen wird.
Der Grund, warum die Möglichkeit für negative Strompreise geschaffen wurde, hängt mit der Notwendigkeit zusammen, das Stromnetz stabil zu halten. Um Blackouts zu vermeiden, muss die Netz-Frequenz immer gleichbleibend bei 50 Hz liegen. Daher müssen Angebot und Nachfrage im Netz ausgeglichen sein.
Die Folge negativer Strompreise ist ein durchschnittlich günstigerer Strompreis an der Börse. Ob der Börsenpreis auch bei den Endkund:innen direkt ankommt, hängt von deren Tarifmodell und anderen Voraussetzungen ab.
Grundsätzlich ist ein Übergewicht an Angebot oder Nachfrage für das Stromsystem eine belastende Situation. Daher wird auf mehreren Ebenen versucht, das Überangebot künftig sinnvoll via Sektorkopplung oder den Ausbau von Netzen und Speichern sowie Initiativen zur Lastverschiebung zu nutzen.